7. Juni 2001
Briefe schreiben

Mit jedem Brief offenbaren wir ein Stück Persönlichkeit, in dem wir uns erinnern, unsere Gedanken schreiben, erzählen von Vergangem und Gegewärtigem.
Was uns wiederfahren ist und was wir dabei empfanden. Auch wagen wir in unseren vertraulichsten Briefen über Träume und Wünsche zu sprechen und geben Geheimnisse preis, von denen wir manchmal selbst überrascht, erst beim Schreiben erfahren.
Wir greifen Anregungen auf, die wir von einem Absender erhielten und sind bereit, dessen Fragen soweit zu beantworten wie wir uns öffnen wollen, diese Entscheidung liegt immer ganz bei uns.
Es ist ein Zweigespräch, in dem wir allein die Pausen bestimmen, kein Schweigen in der Leere zwischen zwei Sätzen.
Eine ähnliche Freiheit stehen wir auch dem Empfänger zu und sind uns dessen selten genug bewusst.
Auch er setzt Pausen, doch sind es seine Eigenen und es liegt ganz bei ihm wie oft er Teile des Briefes wieder liest.
Briefe schreibend befinden wir uns in ausgesuchter Gesellschaft und führen eine jahrundertealte Tradition fort, ohne dass es uns bewusst wird. Wir schreiben über die Gegenwart hinaus, mit Mitteln die Zeit und Fortschritt uns in die Hände gaben und immer noch, sind es die Hände mit denen wir schreiben, die uns helfen unsere Gedanken zu fixieren und sichtbar zu machen.
 

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© 2001 Ilona Duerkop