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Laos Tagebuch Aktuelle Einträge von Ilona Duerkop
Vorwort: Ich glaube nicht daran, alles was ich sehe auch zu verstehen, trotzdem muß ich es aufschreiben. So unvollständig die Bilder auch sind, so sind sie doch einzigartig, weil ich sie sehe.
Die Dinge geschehen nicht um von mir gesehen zu werden.
Sie sind einfach zufällig am gleichen Ort, wie ich es bin. So schreibe ich sie auf.
Ilona Duerkop
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Attapeu, Dienstag
5. April 2005

Als Laen am Morgen kommt haben wir schon alles zusammen gepackt und Lars hatte bereits die Katzen gefüttert. Laen ist erstaunt das wir schon wieder fahren, aber sie lässt sich nichts anmerken. Jetzt wird sie in das Haus einziehen, so lange Ines in Urlaub ist. Etwas schuldbewusst lassen wir ihr das Frühstücksgeschirr stehen, sie lacht nur, Bor bhen njang, dass macht doch nichts. Es gibt Augenblicke da klingt diese laotische Lebensweisheit besonders gut! Laen ist froh wenn sie etwas zu tun hat und es macht ihr wirklich nichts aus. Ines wird sich bei ihrer Rückkehr über die Flasche Rotwein, die drei verschiedenen Marmeladensorten und meinen Brief – ich musste ihr einfach zurück schreiben – sicher sehr freuen. Ihr Brot backt sie selbst und es war köstlich. Marmelade, Milchprodukte und gibt es in Attapeu nicht zu kaufen, eine Flasche Rotwein ist schon ein schöner Luxus. Allein in Laos war die Flasche 1.013 Kilometer unterwegs, dass ist die Zahl die auf unserem Tourkilometerzähler steht.
Silvan verabschiedet sich von Laen die ihm all die kleinen Abenteuer im Garten gezeigt hat, während wir unsere Sachen zusammen gepackt haben. Der letzte Blick fällt auf sie, wie sie am Gartentor steht und uns nachwinkt.
Wir fahren durch Attapeu. Hinter uns geht die Straße weiter, durchquert etwa 100 Kilometer später einen Zipfel von Kambodscha und dann weiter nach Vietnam (Ngoc Hoi). Auf der Straßenkarte in meinem Schoß kommen mir Grenzen plötzlich irgendwie verrückt vor. Wir fahren in die andere Richtung, zurück auf die Straße Nr. 13. Noch einmal anhalten, noch einmal Fotos machen, noch einmal den Blick auf einen Tempel werfen. Eine Ziege schlummert zwischen den Stupas der Verstorbenen. Es ist heiß und sie sieht erschöpft aus. Außer der Tempelmauer gibt es auf dieser Straßenseite keinen Schatten. Noch ist es Vormittag, aber das Thermometer hat die 30 schon überschritten.

Vientiane Times;
Ausgabe 53; vom 17. März 2005
Attapeu is going for gold by Somsack Pongkhao

Der Governeur von Attapeu, Khamkert Vernkham und seine Leute haben seit langer Zeit den Traum, Attapeu mit dem Westen und dem Osten von Laos zu verbinden, um die Produktion in Attapeu anzukurbeln und es für Händler interessanter zu machen in Attapeu zu investieren. Ihr Traum wird Wirklichkeit werden wenn die Straße Nr. 18 B, bis zur Provinzhauptstadt, am Ende dieses Jahres fertig gestellt sein wird. Die Straße wird Attapeu mit den anderen Provinzen verbinden, sowie den Nachbarländern Vietnam und Thailand. „Die Fertigstellung der Straße wird ein weiterer Schritt in die Entwicklung unserer Provinz sein und wir versuchen sicherzustellen das dies zum Wohle der Bevölkerung und zur Erhöhung deren Lebensstandards beitragen wird.“ Dies sagte Khamkert in einer Rede zum bevorstehenden 50´sten Geburtstag der Laotischen Revolutionären Partei.
Attapeu befindet sich im Südosten von Laos. Vor der Befreiung, war Attapeu eine der ärmsten Provinzen im Land, mit den anderen Provinzen bestand keine Verbindung und dies verhinderte die Entwicklung in Attapeu. Nun verfügt die Provinz über Strom und Wasserversorgung, sowie ein Gesundheitszentrum und ist in der Lage sich selbst ausreichend mit Agrarprodukten zu versorgen. „Vor 2000 hatten wir nicht genug Reis für die Bevölkerung, doch inzwischen ist die Produktion ausreichend.“ sagte Khamkert. „Unter der Führung der Regierung haben wir versucht die Richtlinien für Entwicklung zu erreichen. Wir suchen nach Wegen um enger mit anderen südlichen Provinzen zusammen zu arbeiten. Wir wollen für ausländische Investoren atraktiver werden und die Agragproduktion für die Märkte stärken. Früher pflanzten und ernteten wir nur einmal im Jahr, inzwischen haben wir zwei Ernten im Jahr. Vor 1997 gab es in der Provinz keinen Strom, nun haben wir eine ausreichende Wasser und Stromversorgung. Wir wollen das Bewässerungssystem für die Felder ausbauen, so das die Mehrheit der Bevölkerung sich selbst versorgen kann und genügend Agrarprodukte auf dem Markt verkaufen können.“
In Attapeu leben viele verschiedene ethnische Gruppen, die in der Vergangenheit überwiegend „slash and burn cultivation“ betrieben haben. (Das Abrennen der Vegetation um die so entstandenen freien Flächen bepflanzen zu können, nach einem Jahr müssen die Familien weiter ziehen und neue Flächen niederbrennen.) Nun haben viele dieser Gruppen Land, dass sie permanent nutzen können. Einige zogen in Umsiedelungsgebiete und können dort ertragsreicher anbauen. Attapeu hat ein großes Potenzial an Entwicklungsmöglichkeiten, speziell in natürlichen Ressourcen. Ein Sprichwort sagt, dass Attapeu die Provinz ist, die Gold verkauft um Hühner kaufen zu können. In der Tat findet man viele Goldwäscherinnen (Frauen und Kinder) am Fluss bei der Arbeit. Khamkert teilt mit das die Provinz über viel flaches Land verfügt, dass geeignet ist für die Viehzucht und die Reisproduktion. Studien ergaben das Attapeu über 180.000 Quadratkilometer Flachland verfügt, von denen nur 60 Quadratkilometer genutzt werden.
Hinzu kommen Flüsse wie Xekong, Xepien, Xekaman und Xenamnoi, die sich für die Erzeugung von Wasserkraftstrom und zur Bewässerung der Anbaugebiete von Reis und Gemüse, eignen würden. Am Xekaman Fluss gibt es bereits ein Hydropower Projekt.
Attapeu hat das Potential ein Teil der so genannten Triangel Entwicklung zu sein, zwischen den Ländern Laos, Kambodscha und Vietnam, Handel und Tourismus zu stärken. „Wir hoffen das wir uns in Zukunft unter den reichen Provinzen Laos befinden.“, sagte Khamkert. Um die Ziele der Parteipolitik effektiv umzusetzen, ist es notwendig Verbindungen zwischen den anderen Provinzen, zu entwickeln. Es soll versucht werden die Selbstversorgung zu stärken und die „slach and burn“ Praxis zu stoppen.
Wir haben Ziele in Phouvong und Sanxay festgelegt und ermutigen Unternehmer dort zu investieren. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Bildung und Gesundheitsversorgung. In der Vergangenheit war der Analphabetismus in der Bevölkerung weit verbreitet. Nun haben mehr Menschen Zugang zu einer Schule. „Wir werden versuchen alle Ziel zu erreichen die beim sechsten Partei Kongress festgelegt wurden.“, sagte Khamkert.
Das Führungskomitee, dem Khamkert in seiner Funktion als Gouverneur angehört, ist dafür verantwortlich die Richtlinien der Parteipolitik in die Praxis umzusetzen und dafür zu sorgen das sie Eingang in das wirkliche Leben der Provinzbevölkerung finden. Er ist sehr stolz darauf dass bereits in vielen Punkten eine Entwicklung erzielt werden konnte. Khamkert Vernkham forderte Unternehmer dazu auf in Straßen und Schulen zu investierten, Elektrizitätsprojekt zu fördern und in Krankenstationen zu investieren. Die Entwicklung der Provinz Attapeu konnte durch diese Investitionen weiter vorangetrieben werden. Mehr Menschen erhalten eine Schulausbildung und gelangen zu einem Abschluss und die allgemeinen Lebensbedingungen haben sich verbessert.
Diese Entwicklung bestätigt die Scharfsichtigkeit der Partei.
Unter der Parteiführung hat die Partei das Bewusstsein für die Verantwortung weiter ausgebaut, seit sie zum ersten Mal angetreten war das Land in die Entwicklung zu führen. Zu Beginn hat die Partei sich aufgemacht das Land zu retten, die Bevölkerung darin anzuleiten die Kolonialisten aus dem Land zu vertreiben. Der lange Kampf der laotischen Bevölkerung, spiegelt die Vaterlandsliebe wieder und führte schließlich zur Freiheit. Nach der Befreiung der Kolonialmacht wurde eine neue Regierung am 2. Dezember 1975 gegründet. Die Regierung stützte sich auf zwei Strategien, die nationale Verteidigung und den Wiederaufbau, sie bereitete sich darauf vor, die Bevölkerung über den Weg der Entwicklung des Landes zu führen.
Nach den Beobachtungen von Khamkert unterliegt die Welt raschen Veränderungen, umso wichtiger sei es für die laotische Bevölkerung, gegen schlechte Elemente anzukämpfen. Elemente die versuchen den Staat zu destabilisieren und sich in internationale Affären einmischen. Die Bevölkerung darf nicht zu lassen das durch solche Element ein Keil zwischen Bevölkerung und Regierung geschoben wird.
Ende der Übersetzung eines Artikels aus der Vientiane Times.

Fortsetzung folgt.
Nächstes Ziele Wat Puh;
Pakse;
Kong Inseln
Kong Wasserfall
Süßwasserdelphine, Aussichtspunkte eine Sandinsel im Mekong die schon zu Kambodscha gehört
Vientiane;

Nord Laos Pakse, Montag
4. April 2005

Nach dem Frühstück fahren wir weiter. In Bahn Pathumphon verabschieden wir uns von der Straße Nr. 13. Wir folgen dem Hinweisschild zu einem Wasserfall, in der Trockenzeit weiß man nie ob es sich lohnt, aber wir haben Zeit. Der Weg führt unter den Hochmasten einer Hauptstromleitung her. Wir fahren durch eine Kaffeeplantage. Vereinzelt hängen noch rote Beeren an den Sträuchern. Jetzt wo der Weltmarktpreis für Kaffee so gut ist, wie seit Jahren nicht mehr, ist in Laos die Ernte schlechter ausgefallen als im Vorjahr. Bis bei einer Anpflanzung zum ersten Mal geerntet werden kann, dauert es drei bis fünf Jahre. Die Reisfarmer hatten sich nur zögerlich auf den Kaffeeanbau eingelassen, ein wichtiger Grund war das es noch niemand mit Kaffee versucht hatte und ein weiterer wichtiger Grund, dass Kaffee nicht in einer absehbaren Zeit zu ernten ist. Überwiegend wurde Reis angebaut und der kann nach vier Monaten geerntet werden. Inzwischen gibt es mehr Kaffeeplantagen und der Export hat im vergleich zu den Jahren vor 1999 stark zugenommen. 2002 wurden bereits 18 000 t Kaffe auf dem Bolaven Plateau geerntet. Die ersten die in dieser Gegend Kaffee angebaut haben waren Franzosen während der Kolonialzeit. Sie brachten die Pflanzen aus Vietnam mit. In den 60er und 70er wurden die Kaffeeplantagen zerbombt. Seit den 90er Jahren hat der Anbau von Kaffee wieder stark zugenommen.
In der Kaffeeplantage grast eine Kuh, langsam hebt sie den Kopf und schaut uns mit großen runden Augen entgegen.
Als ich schon glaube wir haben wieder jenes meist nicht vorhandene letzte Hinweisschild übersehen, taucht es doch noch auf und wir parken, immer noch von Kaffeepflanzen begleitet, unter einem großen Baum. Ein alter Mann verkauft uns ein Ticket. Auf dem Weg zum Wasserfall kommt uns seine Frau entgegen ein Bündel kleiner Stämme auf dem Rücken, zurecht gehackt auf etwa einen Meter länge. Wir überqueren eine Brücke die aus zwei zusammen gebunden Baumstämmen besteht und ein Geländer aus Bambus besitzt, wie nett. Wir stehen oberhalb des Wasserfalls, dass Wasser fällt vor unseren Füßen 15 Meter in die Tiefe, ich liebe das Geräusch von rauschendem Wasser. Dieser Wasserfall hat auch jetzt in der Trockenzeit noch viel Wasser. Lars sucht einen Abstieg und findet ihn auf dem Rückweg, am Flusslauf entlang, dann geht es recht steil nach unten. Silvan und ich bleiben oben, der Weg ist zu steil und schlüpfrig für Silvan. Silvan dreht trockene Blätter herum, wir legen Bilder auf den Tisch der an
einem Aussichtspunkt steht. Unter dem Tisch entdeckt Silvan die leere Schlupfhülle eines daumengroßen Insekts, selbst die Rundungen der Knopfaugen sind deutlich zu sehen, ein fragiles Kunstwerk der Natur, dem Insekt war es in seiner alten Haut nur zu eng geworden. Um die Hülle besser betrachten zu können, legen wir sie auf eines der grünen Blätter die wir gesammelt hatten. An ihnen hatte ich Silvan die Bissstellen von Raupen gezeugt, leider war keine Raupe da die ich als Anschauungsmaterial zur Verfügung hatte. Lars bringt beeindruckende Bilder vom Wasserfall mit. Von unserem Aussichtspunkt haben wir nur einen kleinen Ausschnitt gesehen. In der Zwischenzeit waren zwei Touristen gekommen und hatten mich nach dem Abstieg gefragt, ich habe sie Lars nach geschickt. Sie haben sich ein Moped geliehen und sind damit her gekommen. Leider habe ich vergessen ob sie aus Attapeu oder Pakse kamen, ich vermute jedoch eher aus Pakse.
Schwungvoll und mit rabenschwarzen Rauchwolken aus dem Auspuff überholt uns einer dieser unglaublichen Lastwagen die man ab und an antreffen kann, seit einer Weile schon fahren wir wieder Richtung Attapeu. Obwohl es nun wirklich nicht das erste Mal ist das wir so einen abenteuerlich zusammengeflickten Lastwagen gesehen haben, schauen Lars und ich einander ungläubig an. „Das Tempo“, dass ist es was an diesem Lastwagen ungewöhnlich ist. Schon wird er kleiner und nur die rabenschwarzen Rauchwolken scheinen uns zu von diesem Eindruck zu bleiben, als der Lastwagen beim Schalten in den nächsten Gang einfach aus geht. Langsam fahren wir an ihm vorbei – im Rückspiegel sehen wir wie der Fahrer über das Führerhaus hinweg klettert, schon ist er auf der Straße und gleich darauf unter dem Lastwagen, nicht ohne uns ein Lächeln zu schenken, unser Interesse hat er längst bemerkt und freut sich darüber. „Ja, wir bewundern seine Höllenmaschine!“ Lars ist schon ausgestiegen und fotografiert. Diese Reise ist schon jetzt voller Bilder, solchen die sich nur im Kopf befinden und solchen die wir auf dem Laptop abspeichern.

Am Nachmittag werden wir in Attapeu sein.
Lars will mir die russische Rakete zeigen. Wir verlassen die Straße Nr. 13 und fahren eine Sandpiste entlang, die Holzstämme mit ihren registrier Nummern machen uns traurig. Dieses Gebiet ist nur während der Regenzeit bewohnt, die Bambushütten sehen auf ihren Pfeilern und den verrutschten Dächern wie Gespenster aus. Wenn die Reisbauern wieder ihre Felder bestellen werden die Hütten wieder instand gesetzt. Beinahe wirkt es unheimlich durch diese menschenleere Landschaft zu fahren, mit dem Baumstämmen die wie lebende Wesen am Straßenrand zu trauern scheinen. Obwohl wir langsam fahren ziehen wir eine meterlange Staubwand hinter uns her, alles grün ist zugedeckt und die Trockenzeit tut ihr übriges. Kurz vor Paam durchfahren wir einen Fluss, der jetzt ein kleines Flüsschen ist und die Frauen und Kinder gerade genug Wasser zum Duschen und Wäsche waschen haben. In Paam ist ein Fest, man feiert. Eine junge Frau erkennt Lars wieder, sie hat einen Trainingskurs für Farmer, zusammen mit einer Entwicklungshelferin durchgeführt. Sie freut sich. Wir lachen als wir vor der Rakete stehen – sie ist nicht zu sehen! Man hat einen Bambuszaun um die Rakete gebaut undein kleines Kassenhäuschen ohne Tisch und Stuhl steht davor. Eine ältere Frau schließt das winzige Schloss auf, nach dem wir bezahlt haben. Ich finde das sehr symphatisch. Von den Besuchern die kamen um die russische 11 DPM 912 Rakete zu sehen, die aus dem zweiten Indochinakrieg stammt, blieb kaum etwas im Dorf, nur wenige aßen, eine Föh (Nudelsuppe mit Fleisch und Gemüse) reichte ihnen nicht. Der Ho-Chi-Minh-Pfad führte mitten durch das heutige Paam, dass es zur Zeiten des Indochinakrieges jedoch nicht an dieser Stelle gab. Paam ist die Distrikthauptstadt und lag in den Bergen, erst vor einiger Zeit ist das Dorf umgesiedelt worden. Ich finde es merkwürdig das die Rakete in der Mitte des Dorfes liegt. Gleich hinter dem Zaum spielt die Jugend des Dorfes laotischen Fußball, sehr akrobatisch und fröhlich sind die Luftsprünge und Grätschen die sie mitten in der Luft machen, wenn ihr Körper horizontal in der Luft schwebt und diesen kurzen Augenblick nutzen um zielsicher nach dem kleinen Ball aus Bambusgeflecht zu treten und er über das Netz ins gegnerische Feld fliegt und der Spieler wieder auf den Füßen landet um im gleichen Moment einen gekonnten Kopfball wieder zurück zu schicken. Ich könnte bei diesem fröhlichen Spiel stundenlang zu schauen.
Die Bombe? Die ist doch schon immer da, nur die Jüngeren bohren sich neugierig ein Loch durch den Bambuszaun, nicht um die Bombe zu sehen, auch nicht um Lars und mich zu sehen, Touristen hat man hier schon viele gesehen, obgleich wir ungewöhnlich sind – wir sprechen laotisch, doch trotzdem, sie sind nicht neugierig auf uns, sie wollen sehen was der kleine blonde Junge macht.
Inzwischen hat es auch der erste der beiden Sattelschlepper geschafft und kommt aus dem Flussbett herauf, mitten im Dorf fragt er nach dem richtigen Weg, dort wo die einzige Abzweigung ist. Eine große Maschine hat er geladen, wir wissen nicht wozu sie dienen soll, neugierig schauen wir alle dem Sattelschlepper nach.
Während wir durch das Dorf gehen, kommt der zweite Sattelschlepper. Vielleicht Maschinen für ein Sägewerk, der Gedanke liegt nahe, aber ich bin nicht überzeugt, weil ich es nicht glauben möchte. Zum Tad Nampa gehen wir nicht, der kleine Wasserfall ist jetzt nicht da – Trockenzeit, eine der beiden laotischen Jahreszeiten!

In Attapeu werden wir bereits erwartet, Laen erklärt uns das Haus und im Salon liegt ein Brief der uns erklärt wie wir mit Wassertank, Motorrad, Brot im Kühlschrank und den Katzen umgehen sollen. Zu den Katzen gibt es eine kleine Charakteristik die mir das Gefühl gab, vor allem den großen grauen Kater schon ein wenig zu kennen. „Laen wird die Katzen füttern. Es sei den es wird Morgens später. Dann könnt ihr dem großen Grauen eine kleine Handvoll Trockenfutter in den Napf geben und „wichtig“ im Lagerraum füttern, Tür zumachen! Der rote Kater bekommt eine große Handvoll Futter, die kleine Graue isst nicht viel, also nur wenig geben. Bevor der große Kater wieder aus dem Lagerraum gelassen wird, müssen die Futterreste der Anderen in Sicherheit gebracht werden.“
Ich wäre gerne länger geblieben alleine schon um Ines Katzen besser kennen zu lernen. Ines hat ihr Haus zu einer kleinen Oase des Friedens gemacht, es hat mir sehr gut gefallen. Zwischen den Räumen hing ein Bild das mir besonders aufgefallen ist und das ich immer wieder betrachten musste: „Autum of the ful“ von J.S., ich weiß nicht wer J.S. ist, aber sein Bild hat mir immer wieder eine andere Geschichte erzählt.
Die Beschreibung wie und wann der Wasserspeicher, ein großes graues Betonbecken im Badezimmer gefüllt wird und wann die Tonnen im Garten aufgefüllt werden können musste ich mehrfach lesen. Wasser gibt es, wenn überhaupt nur abends und nachts. Ich öffnete den Wasserhahn über dem Betonbecken und etwa zwei Stunden später plätscherte es im Badezimmer. Das Becken war noch über halbvoll, doch sicher ist sicher, ich hatte den Wasserschlauch im Garten nicht gefunden und konnte die Tonnen nicht auffüllen. Ines hat einen wunderschönen blühenden Garten, dass sollte wegen mir nicht vertrocknen und so war ich froh das ich im Bad Wasser sammeln konnte, notfalls muss es von dort in den Garten getragen werden. Nach der Hitze des Tages stand ich im Badezimmer und schöpfte mir mit einer blauen Plastikschüssel mit Stiel, Wasser aus einem Eimer. Das Wassersammelbecken hat im unteren Bereich einen kleinen Wasserhahn, dort hatte ich den Eimer voll laufen lassen. Ich genoss die Güsse die mich etwas runterkühlten und seifte mich ein, danach spülte ich die Seife von der Haut – nach meiner Dusche war der 10 Liter Eimer immer noch halbvoll. Ich dachte daran wie viel mehr Wasser ich in Vientiane verbrauche, wenn ich den Hahn aufdrehe, 10 Liter reichen da sicher nicht. Wenn es zu Beginn der Trockenzeit kalt wird, dann kocht man sich etwas Wasser auf dem Herd und kann sogar warm duschen in Attapeu.

Vientiane, Sonntag
3. April 2005

Fertig sind die Koffer, frisch gewaschen das Auto. 8 Uhr 55 ist es, als Kamla hinter uns das Tor schließt. Lars, Silvan und ich machen eine Reise in den Süden von Laos.
Die junge Frau an der Tankstelle freut sich, 61, 5 Liter Diesel, inklusive 25 Liter für den Reservekanister, der zweite Tank ist noch voll gewesen – 344.000 Kip (€ 26,00) wechseln den Besitzer. Mit 145 Litern Diesel starten wir durch.
Die Straße Nr. 13 Richtung Süden, wenn wir ihr immer weiter folgen würden, führte sie uns über Kambodscha nach Vietnam, an der Küste entlang und verliert sich in der Vorstadt von Ho Chi Minh City – Saigon. Theoretisch, am Grenzübergang Laos – Kambodscha müssten wir das Auto stehen lassen, bis dorthin wollen wir, dort sind die Süßwasser Delphine, wir werden sie sehen, doch das wissen wir noch nicht. Dem Laos Reisenden wird die Straße Nr. 13 schnell zum vertrauten Freund, sie ist die längste Straße in Laos, für jede Richtung eine Spur. Am Abend wenn die Büffel alleine nach Hause laufen wird es gefährlich und in der Dunkelheit braucht man Katzenaugen, Menschen in dunkler Kleidung, Traktoren und Fahrräder ohne Licht, Mopeds nur mit Vorne oder auch mit gar nicht und Autos nur mit Vorne oder Einäugig – in der Dunkelheit ist höchste Konzentration erforderlich.
Nach einer Stunde und 20 Minuten kommen wir an der Abzweigung zum Phu Khao Kwai Nationalpark vorbei, ich verspreche dem Büffelberg später wieder zukommen, wir kennen uns schon ganz gut und er weiß das er sich auf mich verlassen kann.
Eine Reise mit einem kleinen Jungen macht Spaß. Silvan ist jetzt drei Jahre und sechs Monate und wir singen mit den Lautsprechern kräftig mit: „Theo mach mir ein Bananenbrot.“ Silvan hat schon viel Langstreckenerfahrung, schon mit sieben Tagen fuhr er die acht Stunden im Auto von Bangkok nach Vientiane.
Später in Takek (341 Kilometer von Vientiane) essen wir Khau Paad (gebratener Reis mit Ei und Gemüse). Das Restaurant ist ein alter Bekannter, bereits 1997 haben wir uns kennen gelernt und mein verrauchter Freund du hast dich nicht verändert, die selben Spinweben an der Decke immer noch voller Ruß, der silberne Fernseher ist neu und der DVD Spieler wirft die neuste laotische Karaoke Musik auf den Flimmerschirm, der Khau Paad ist nach vier Stunden Autofahrt eine Delikatesse. Takek – schön dich wieder zu sehen. Schon drei Mal bin ich von hier an den Mekong gegangen, den Straßen gefolgt und konnte mich nie entscheiden, ob ich es bedauern soll, dass die französischen Straßenzüge um den „Park“ nicht renoviert werden können, oder ob ich sie so schöner finden soll, so wie sie klar ausdrücken das die französische Kolonialvergangenheit lange vorbei ist und man an den Häusern ablesen kann, wie lange „vorbei“ schon her ist. Auch diesmal kann ich mich nicht entscheiden. Dafür verliebe ich mich wieder in den alten mächtigen Bodibaum der ganz unscheinbar am Mekongufer wächst, eingeklemmt zwischen zwei kleinen Steinhäusern, in einem befindet sich ein Informationsbüro für Touristen, neugierig schaue ich durch das Fenster, erst als ich ganz dicht herangetreten bin, erkenne ich hinter den Staubbedeckten Scheiben, dass an dem braunen Schreibtisch ein Mann sitzt, er schreibt etwas mit einem Bleistift in eine Kladde und hat mich nicht bemerkt.

Tha Khaek (Thakek) es ist immer wieder schön in deinen Straßen zu sein, am Mekongufer zu sitzen und sich entrücken zu lassen, in einen Zwischenzustand der Hier sein und Fern sein zugleich ist. Die Höhlen Tham Pha, Tham Sieng Lian und Tham Aen besuchen wir leider nicht, auch baden wir nicht im Fluss.
Ein letzter langer Blick der den Bodibaum in mein Gedächtnis fotografiert und wir steigen ein, weiter geht es. Stadtauswärts fahren wir an den Villen der Neuzeit vorbei. Auf üppigen Grundstücken stehen die Häuser im thaibarock, hinter kunstvoll gearbeiteten Schmiedeeisernen Toren. Die Zufahrten sind so großzügig, dass es scheint das Haus steht auf einer großzügigen Betonplatte, zum einen liegt es daran das die meisten der Häuser noch so neu sind, das noch kein Garten angelegt wurde und zum Anderen versteht die Elite etwas anderes unter einem Garten als eine Europäerin. Neben den Toren der Neuzeit-Villen stehen auf schwarzen Marmorplatten die Namen der Familien die hinter diesen Mauern leben. Zu sehen ist niemand.

Um 18 Uhr 20 sind wir in Pakse nach 672 Kilometern auf der freundlichen Straße Nr. 13, die in Richtung Süden beinahe immer gerade ausgeht, doch die Landschaft die sich verändert lässt es nie langweilig werden.
Bounthanome hat in Pakse Arbeit gefunden. Er weiß nicht das wir in Pakse sind und glaubt seinen Augen nicht als ich unerwartet neben ihm stehe. Hier ist er in der Nähe seiner Eltern und jeden Freitag fährt er in ihr Dorf und besucht sie. Vorbei die Zeit in der er sich nach seiner Mutter sehnte. Es ist seltsam bei Bounthanome Getränke und Speisen zu bestellen, doch dies ist sein Job, er ist Kellner geworden. Kellner auf einem Schiff das am Ufer festgemacht ist und für Gruppen auch ablegt. Sechs Tage in der Woche arbeitet er hier, von morgens sechs bis Mitternacht, wenn es erforderlich ist, er verdient 300.000 Kip im Monat (€ 23,00). Er sieht müde aus. Das Schiff gehört einer laotischen Familie. Manchmal möchte er wieder zurück in die Pagode, manchmal sehnt er sich nach seinem anderen Leben, mit 12 zog er die Robe eines Novizen an, mit 20 ordinierte er und wurde Mönch, in Vientiane besuchte er die Schule und lebte im Wat Pohn Sei, gegenüber des DED Büros (Deutscher Entwicklungsdienst) dort lernte ich ihn kennen. Mit 25 entschied er für sich für ein anderes Leben. Manchmal fragt er sich welches Leben ihm besser gefällt. Dann denkt er daran eine Freundin zu finden, eine Familie gründen, Kinder haben und er macht weiter. Manchmal denkt er wie schwer es ist ein Mädchen zu finden, dass damit zufrieden ist ihn einmal in der Woche, an seinem freien Tag zu sehen. Es gibt ein Mädchen, jeden Tag bringt sie ihm Mittagessen an sein Schiff, aber er mag sie nicht sehr.
Wir halten das Herz leicht und verabschieden uns fröhlich.

Vientiane, Dienstag
22. März 2005

Vor 50 Jahren wurde die Lao Peopel´s Revolutionary Party gegründet. Jene Partei die seit der Proklamation der Volksrepublik Laos, die Zügel fest in Händen hält. Am 2. Dezember beendete ein Volksaufstand die 600 jährige Monarchie. Präsident Khamtay Siphandone hielt ein Rede, vor mehr als 1.000 Offiziellen und geladenen Gästen, in der Kulturhalle. Seine Rede wird in vollem Umfang in der Vientiane Times zu lesen sein.
Präsident Khamtay Siphandone, bendet seine Rede mit folgenden Worten: „Long life to the Honorable Peopel´s Revolutionary Party! For the prosperity of the nation, fort he well being of the Lao multietnic people, the entire Party, Army and People, let´s move forward.“

Khamtay Siphandone dürfte der einzige Präsident bleiben, von dem meine Ältester behaupten darf, dass er mit ihm und dessen Enkel, im privaten Garten, Baumsetzlinge gepflanzt hat. Damals waren wir noch neu in Laos und als ich Marcel am Abend abholte, sah ich nur einen alten Mann mit zwei Kindern und nicht den Präsidenten, dass wurde mir erst viel später klar, die Kinder waren in ihrer Aufgabe vertieft und pflanzten behutsam, ohne die Wurzeln zu knicken, worauf zu achten ihnen der alte Mann mit Geduld erklärt hatte.

Vientiane, Freitag
18. März 2005

Vong war einer der Journalisten die von der Vientiane Times nach Pakxan geschickt wurde um über das dortige Volksfest der verschieden Volksgruppen zu berichten.
Pakxan ist 150 Kilometer von Vientiane entfernt, die Straße Nr. 13 Richtung Süden. Als das Festival zu Ende ging und die Fotos geschossen waren, wollten die Journalisten Report und Fotos per Internet nach Vientiane schicken, damit der Artikel am nächsten Tag in der Vientiane Times erscheinen würde. Vong und sein Kollege stammen beide aus Vientiane. Sie waren nicht darauf vorbereitet das es in Pakxan kein Internet Cafe gibt, ja das viele die sie fragten nicht wussten was Internet ist! Zum Schluss beschloss Vong zum Büro der Telekom zu gehen, die Mitarbeiter dort sagten das sie nicht wüssen wie man sich einwählt in das Internet. Als die Mitarbeiter die Notlage verstanden in der die Reporter sich befanden und da sie sehr daran interessiert waren den Report über das Volksgruppen Fest in ihrer Stadt so schnell wie möglich zu befördern, rief man den Chef der Telekom an. Ein Mitarbeiter der Telekom wurde angewiesen den Reportern zu helfen.
Am nächsten Tag war der Artikel in der Vientiane Times zu lesen.

Vientiane, Mittwoch
16. März 2005

Nachdem Präsident Khamtay Siphandone, vor zwei Tagen die thailändische Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn begrüßt hat, empfing er Heute Wirtschaftsministerin, Dato Seri Rafidah aus Malysia.
Die thailändische Prinzessin ist inzwischen weiter nach Süd Laos gereist, neben anderen Besuchen und Empfängen, wird sie die Baustelle der zweiten Mekongbrücke besuchen, die Laos und Thailand miteinander verbinden. Die Brücke wird einmal fertig gestellt das Verbindungsglied zwischen Savannakhet (Laos) und Mukdahan (Thailand) sein.

Nachricht aus der Vientiane Times dieser Tage: Vietnam, Laos discussions in Hanoi Hanou (VNA) - Der General Sekretär der Kommunistischen Partei Vietnam, Nong Duc Manh, hob bei einem Treffen mit Mitgliedern des Politbüros der Lao Peopels Revolutionary Party, den Austausch politischer Erfahrungen zwischen Laos und Vietnam besonders hervor. Er betonte die enge Freundschaft beider Länder und gratulierte zum bevorstehenden 50´igsten Geburtstag der LPRP (Lao Peopel´s Revolutionary Party). Es sei der Regierung gelungen Laos den Frieden zu bringen, die Unabhängigkeit, Demokratie, Einheit und Wohlstand.

Vientiane, Sonntag
13. März 2005

Bounmy ist nicht nur Reisbauer, er ist auch ein erfahrener Pflanzenzüchter. Vor allem Zierpflanzen für Blumentöpfe und Gärten. Besonders lieb sind ihm die Orchideen, es braucht nicht viel Anstrengung um Orchideen in Laos zu vermehren, sagt er, sie wachsen von alleine. Wie die Meisten Laoten glaubt auch Bounmy an Geister. Seine Orchideen tragen merkwürdige Namen und je nach Namen stärken sie den Geist im Haus. Warum soll die getigerte Orchidee nicht das Haus beschützen, mit der Kraft eines Tigers? Andere tragen Namen wie „Viel Geld Zuhause“, „Junges Mädchen“, „Strahlendes Auge“, „Eine Million“. Besuchern erklärt er gerne die Namen und den Geist den die Orchideen seiner Meinung im Haus unterstützen. Wenn man fest an etwas glaubt, dann wird es auch wahr. Es ist wichtig etwas für sich selbst zu haben, sich am Morgen um die Pflanzen zu kümmern, sie zu gießen, anzuschauen und sich an ihren kleinen Fortschritten zu erfreuen, entspannt und hilft den Tag mit weniger Stress zu beginnen, die Gärtner der Welt werden ihm darin zustimmen. Bounmy schätzt das 80 Prozent der Blumen die man in Vientiane kaufen kann aus Thailand kommen, er hofft das in Zukunft mehr und mehr Blumen aus Laos verkauft werden.

Weitere Laos Tagebuch Einträge im Archiv. Alle Einträge seit November 1999 - chronologisch geordent.

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