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Krankenhausgeburt in Malaysia

23. März 2001

23.55 Uhr ich sitze immer noch vor dem PC. Nicole´s Hochzeitszeitung ist nun fast fertig, ob ich sie noch fertig bringe, bevor meine kleine Delia geboren wird? Ich glaube nicht, den ich habe erst 15 Seiten und eine Hochzeitszeitung sollte doch aus mind 25 Seiten bestehen *uf*. Na ja bei Nicole ist es ja noch nicht soweit, sie sagt zwar immer bald, doch wann ist schon bald?

24. März 2001

0.15 Uhr Nun geh ich aber ins Bett, irgendwie bin ich heute gar nicht müde, doch wenn ich auf die Uhr sehe, ja es wird Zeit.
0.30 Uhr So jetzt liege ich im Bett, aber ich kann nicht schlafen, meine Gedanken kreisen um die Zeitung was bald sein wird, und und und
1.30 Uhr Schlafen tu ich immer noch nicht, Ralf geht jetzt auch schlafen.
2.00 Uhr Ralf schläft wie ein Murmeltier nur ich immer noch nicht, ob ich heute überhaupt mal schlafen werden? Bestimmt erst im Morgengrauen.
2.25 Uhr Verflixt nun muss ich auch noch auf die Toilette, na ja schlafen kann ich eh nicht, dann geh ich eben auf die Toilette.
Moment mal nun ist meine Blase leer, aber zwischen meinen Beinen rennt ein Bach auf die Badfliesen??? Was ist das??? Oh je, ich glaub das war die Fruchblase.
Was mach ich jetzt? Ralf wecken? Duschen? Spazieren? Ins Bett? Okay nun mal ganz langsam - zuerst werde ich nun duschen, denn man hat ja gelesen Warmwasser regt die Wehen an. So nun hab ich geduscht, aber sonst ist nichts ausser der Bach zwischen meinen Beinen hat sich jetzt in Tröpfchen weise verändert.
2.45 Uhr "Ralf wach auf", "was ist denn los, las mich schlafen!" "Nein wir müßen ins Krankenhaus?" "Warum es ist doch mitten in der Nacht!" "Dafür kann ich auch nichts, aber wir müssen jetzt los" "Was gehts los??" "Ja ich glaube"
2.55 Uhr Ich stehe im Flur und weine, warum? Angst? Unsicherheit? Was wird passieren? Alle Fragen schiessen mir durch den Kopf, doch beantworten kann sie mir keiner.
3.00 Uhr Und los geht die Fahrt, beim einsteigen hatte ich ein leichtes Ziehen, war das eine Wehe? Fragen die mir wieder keiner beantworten kann.
3.07 Uhr Ups schon wieder so ein Ziehen, war also wohl doch eine Wehe.
3.15 Uhr Das war die schnellste Fahrt zum Krankenhaus, der Aufzug im Apartment kam sofort, das Auto (war ja erst gestern in der Inspektion) lief sofort an, die Strassen total leer, und der Krankenhausparkplatz wie leer gefegt.
3.30 Uhr Die erste Untersuchung: Man ist so eine Muttermunduntersuchung schmerzhaft, das hat mir auch keiner vorher gesagt. Aber das Ergebnis 3 cm offen ohne was. Tja so kann´s weiter gehen.
5.30 Uhr Die Schwester ist äusserts nett, doch sie bleibt nur bis 7.00 Uhr. Eine weitere Muttermunduntersuchung *autsch* jetzt sind wir bei 4-5 cm. Wehen so richtige hatte ich bis jetzt noch nicht.
6.30 Uhr Die nette Schwester macht mir einen Einlauf, wir haben uns nach längerem Gespräch darauf geeinigt. Doch zuvor rasiert sie mich, darüber hab ich mit dem Arzt letzte Woche gesprochen (fast eine Stunde) und auch hier bin ich zu dem Schluß gekommen es sollte wohl sein. Laut WHO ist es ja beides nicht nötig. Aber die Argumente von den Beiden waren für mich einleuchtend.
7.00 Uhr Oh nein, das schlimmste was mir passieren kann ist passiert. Der Drachen von Krankenschwester hat Dienst. Nein bitte geh wieder und eine andere kommt. Nein die schaut so aus wie wenn sie bleibt!! Und was macht sie Muttermunduntersuchung *doppelt autsch* ein wirklicher Drachen. 5-6 cm
9.20 Uhr Jetzt haben die Wehen angefangen uns sie werden ziemlich schnell stärker und stärker, der Drachen lacht nur und meint weiter so. Dummes Geschwätz. Da Ralf bis jetzt die ganze Zeit bei mir war/ist (bis auf die 2 Zigaretten) reden wir über Schmerzmittel, denn er sagt "ein Indianerin kennt keinen Schmerz, aber Du kannst ruhig zugeben das es weh tut!" Tja was soll man da sagen?? PDA sage ich nein, ich wollte doch eine ganz natürliche Geburt, doch die Zeit lehrt mich, das ich das wohl nicht schaffen werde. Wir versuchen Lachgas: Der Drachen hält die Maske und drückt sie auf meine Gesicht, mit wird schlecht ich würge doch der Drachen hält drauf, Ralf sieht es mir an und befreit mich vom Drachen und der Maske. Ralf schaut sie sehr giftig an und sie merkt das sie zuweit gegangen ist. Eine neue Wehe, diesmal hält Ralf die Maske, doch ich muss wieder würgen. Das Fazit Lachgas bei mir nicht. Ralf richt an die Maske und muss fast selber würgen ein unendlicher Gestank. Also entscheiden wir uns für eine Schmerzspritze. Der Drachen fühlt die Spritze lacht dabei und rammt sie mir in den Po, ich schrei auf und sie meint nicht so zimpferlich. Drachen ist harmlos, Monster ist eher richtig. Sofort merke ich wie die Spritze Wirkung zeigt. 2 bis 3 Stunden hält sie und die Geburt würde sich beschleunigen, so der Arzt beim letzten Besuch.
10.00 Uhr Ralf geht, er möchte was anderes zu trinken, stilles Wasser hätte er jetzt genug. Er meint um die Ecke sei eine Tankstelle die bestimmt Cola hätte.
11.00 Uhr Eine Wehe die mich aufschreien läßt, zuvor war ich ganz allein im Zimmer, nach dem Schrei rennen 4 Schwester und das Monster in´s Zimmer. Das Monster untersucht mich und sie stellt fest das der Muttermund komplett offen ist. Ralf kommt ins Zimmer und das Monster meint Delia würde in 10 Minuten geboren!!!
Sie meint ich soll nun anfangen zu Pressen. Ich Presse und Presse und alles was sie sagt ist ich mach es nicht richtig, das Monster meckert und meckert.
11.30 Uhr Plötzlich kommt ein junges Mädchen zu Tür herein, das Monster lächelt und fängt an, ihr an meiner Vagina zu erklären wie das alles funktioniert! Ich glaub ich spinn!! Ich sage zu Ralf wo ist der Doktor? Er weis es auch nicht, aber erklärt dem Monster sie soll jetzt nach im schauen. Verärgert das sie nicht weitererklären kann maschiert sie ab. Das junge Mädchen bleibt vor meinen Beinen stehen und schaut sich das weiter in Ruhe an. Nun fühle ich mich nicht nur schäbig, nein eher dreckig! Ob sich alle Frauen so fühlen, eine Frage die mir niemand beantworten kann.
12.00 Uhr Dokter Tan - ENDLICH. Er prüft den Muttermund, ja dieser sei komplett offen. Das Monster erklärt ihm was wir!!! wohl eher ich alles seither gemacht haben - Frühstück (einen kleine Krümmel), Schmerzspritze, stilles Wasser, ... Doktor nur Ja Ja - also auch er hält sie für ein Monster - oder täusch ich mich da???
Eine Frage die mir niemand beantworten kann.
Wir drei (Ich, Ralf und Dr Tan) reden, weiterpressen die Vor- und Nachteile, Saugglocke auch hier die Vor- und Nachteile. Delia´s Herztöne sind in Ordnung, nur sie steckt irgendwo fest und es kostet noch mehr Kraft sie von dort fortzubewegen. Das Monster steht daneben und eigentlich interessiert es keinen was sie meint, doch sie redet munter drauf los, sie würde weiterpressen, vielleicht noch eine Schmerzspritze, und und und. Dr Tan erklärt ihr das dies wirklich niemand interessiert. Nun ist sie stumm. *wunder*
12.30 Uhr Ich frage Doktor Tan ob es den Schmerzhaft sei "Saugglocke sei schmerzlos" das Monster meldet sich zu Wort "natürlich sei dies schmerzvoll" Ralf meint "nein Du bekommst bestimmt eine Spritze" Wenn Blicke töten könnten, dann wär das Monster jetzt tot umgefallen. Dr Tan´s Blick hätte wirklich töten können.
12.45 Uhr Wir nein wohl eher Ich haben uns zur Saugglocke entschieden, Delia steckt und bewegt sich nicht und mir geht die Kraft aus. Dr Tan meckert es sei nicht sauber rasiert, er legt nun selber Hand an, doch er ist vorsichtiger wie die nette Schwester von heute morgen. Nach zwei Schmerzspritzen in die Schamlippen und nach ein paar Sekunden Wirkzeit versucht Dr Tan die Saugglocke einzuführen. Nach drei Versuchen sitzt die Saugglocke an Delia´s Kopf.
               Pressen, Pressen, ....
13.10 Uhr Delia flutscht heraus und mit ihr (ich kanns riechen) etwas Stuhlgang. Ich halt sie kurz im Arm und sage zu ihr die ersten Worte "Soviel Sorgen hast Du mir schon gemacht, und wieviele wirst Du mir noch machen?" Dr Tan lächelt und mein das erste Baby mit goldenem Haar und blauen Augen in "seinem" Krankenhaus. Das Monster ist totenstill und ihren Augen sind leicht feucht, wir sie sentimental?? Ralf steht daneben und kann es nicht fassen.
13.15 Uhr Die Dammnaht wird genäht
14.00 Uhr Delia ist seit mind einer halben Stunde fort, ich liege hier und ruh mich aus, Ralf schaut mich mit riessen Augen an. Ich lege mich nun in ein anderes Bett, vorsichtig denn mir fällt auf, alles schmerzt da unten. Auf dem Bett liegenden werd ich nun ins Zimmer 292 transportiert.
16.00 Uhr Endlich Delia kommt. Wir schauen nur. Dann enstehen die ersten Photos (doch später ist der Film verschwunden und somit bleiben nur die Erinnerungen.) Vorsichtig streicheln wir ihre Backen. Ja wie heisst sie nun Delia und dann, nach ein paar kurzen Sekunden meint Ralf Maren und ich sage okay.
Somit DELIA MAREN. Am Kopf sieht man den Bluterguss von der Saugglocke.
16.30 Uhr Wir telefonieren mit Deutschland. Was heute jetzt? Sie sind völlig platt. Meine Ma will alles wissen, Ralf´s Ma ja sie ist geboren okay tschüss. Später erzählt mir Ralf habe sie nochmal unter Tränen angerufen hat.
17.30 Uhr Die Schwester holt Delia Maren wieder ab, warum? Keiner gibt mir eine Antwort
18.00 Uhr Ralf fähr nach Hause, er sieht glücklich und geschafft aus.
18.30 Uhr Ich sitze auf dem Klo unter mir eine Schüssel mit lauwarmen Wasser und Meersalz darin, das soll helfen die Naht zu heilen, eine sehr angenehme Sache. Alleine aufstehen ist mir nicht gestattet, wenn ich etwas will, muss ich eine Schwester rufen. Warum? Eine Frage die mit niemand beantworten kann
19.45 Uhr Delia Maren kommt und wir beide stillen das Erste mal. Die Schwester ja sie legen ihr Kind so richtig an, doch nach dem Stillen waren die Brustwarzen rot und geschwollen. Normal? Eine Frage die mir niemand beantworten kann.
21.00 Uhr Ich versuche nun zu schlafen, doch wieder soviele Sachen kreisen in meinem Kopf. Irgendwann schlafe ich ein.

25. März 2001

6.30 Uhr Eine Schwester kommt und kontrolliert Blutdruck, Fieber
7.30 Uhr Ich frühstücke
8.00 Uhr Delia Maren kommt auf´s Zimmer. He sie sieht ganz anderst aus, wächst sie über nacht?? Das Stillen wird immer schmerzhafter!
Doch die Schwester bleibt bei Ihrer Meinung - später zu Hause stelle ich fest, nein Delia und ich wir machen es Falsch.

26. März 2001

Entlassung aus dem Krankenhaus

27. März 2001

Delia´s Gelbsucht wird immer stärker, nach mehrmaligem drängen fahren wir ins Krankenhaus zurück. Stillen klappt nur noch unter Tränen. Meine Brustwarzen sind wund und blutig.
Der Kinderarzt entscheidet Delia muss im Krankenhaus bleiben - wir beide fahren nach Hause - alleine
Zu Hause alles riecht nach Delia überall vermissen wir sie.

28. März 2001

Endlich der Telefonanruf - wir dürfen Delia wieder abholen, es sei alles im grünen Bereich.
Übernacht hab ich die Milch abgepumpt und heute sehen meine Brustwarzen besser aus.
Delia im Arm zuhalten ist so eine Wohltat.

29. März 2001

UFF das Stillen fängt an zu klappen - ohne Tränen meinerseits.

30. März 2001

Delia bekommt eine malaysische Geburtsurkunde.

© (2001)  Tamara lebt und arbeitet in Malaysia

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