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Anne Sexton   Neu!
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 4. Oktober 2002
Zum 28. Todestag von Anne Sexton

"Das Rudern endet" Am 4. Oktober 1974, kurz vor ihrem 46. Geburtstag,
gab Anne Sexton dieses Gedicht zum Druck frei. Am gleichen Tag nahm sie sich das Leben.

          Das Rudern endet

             Ich vertäue mein Ruderboot
             am Kai der Insel, die Gott heißt.
             Dieser Kai hat eine etwas zweifelhafte Form,
             und viele Boote sind vertäut
             an vielen verschiedenen Kais.
             "Macht nichts", sage ich mir
             trotz der Blasen, die aufgingen, heilten
             und aufgingen, heilten -
             sich immer wieder erholten.
             Salz klebt mir an Armen und Gesicht wie
             eine mit Tapiokakörnern gesprenkelte Leimhaut.
             Ich räume mein hölzernes Boot
             und ergieße mich auf das Fleisch der Insel.
             "Na, los jetzt!" sagt Er, und so
             hocken wir uns auf die Klippen am Meer
             und spielen - ist das zu glauben –
             eine Partie Poker.
             Er will sehen.
             Ich gewinne mit einem Royal Straight Flush.
             Er gewinnt mit fünf Assen.
             Eine Wild Card war angesagt worden,
             doch ich hatte es überhört,
             noch so befangen vor Ehrfurcht,
             als Er die Karten hervorzog und gab.
             Während Er Seine fünf Asse hindrischt
             und ich noch strahle über meinen Royal Flush,
             fängt Er an zu lachen.
             Das Lachen rollt Ihm wie ein Reifen aus dem Mund
             und in den meinen,
             ein solches Lachen, daß Er schier auf mich kippt,
             in Jubelrufe ausbricht über unsere beiden Siege.
             Da lache ich, und dieser hanebüchene Kai lacht,
             das Meer lacht. Die Insel lacht.
             Das Absurde lacht.

             Du mein Kartengeber,
             ich mit meinem Royal Straight Flush
             mag dich so mitsamt deiner Wild Card,
             diesem unbändigen, ewigen, herzhaften Ha-ha
             und Glücksfall von Liebe.

© Anne Sexton

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Anne Sexton war ihr Image, dass sie in der Öffentlichkeit hatte durchaus bewusst. Sie sagte: »Ich gelte als Dichterin des Wahns. Ich würde mein Image gern erneuern und eine Dichterin der Liebe werden.«

Anne Sexton Orginalton:
»Jetzt, als Pulitzerpreisträgerin, wollen alle, dass ich unterrichte. Ich kann aber nur schreiben. Doch mich interessiert, was den Kids gefällt, denn ich such den Kontakt zu meinem wirklichen Publikum. Ich schreibe für die Kids.«

»Manchmal habe ich das Gefühl, die Klasse sei wichtiger als das Tagebuch. Die Studenten sind wichtiger als mein Schreiben. Weil sie unmittelbar reagieren. Wenn Du schreibst, wartest Du drei Jahre, und dann kreuzigen sie Dich. Wenn Du lehrst, wartest Du fünf Tage, und dann geben sie´s Dir, geben sie´s Dir, geben sie´s Dir.«

»Belauscht Du ein Buch aus nächster Nähe, kannst Du es sprechen hören.«

Anne Sexton im Net:

Eine aussagekräftige Buchbesprechung über Anne Sextons Buch:
Buch der Torheit, Das ehrfürchtige Rudern hin zu Gott (Gedichte)
von Uwe Kühneweg findet sich hier:  http://www.philosophia-online.de

Literaturkritik in der Beckschen Reihe:
http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=148